Atemnot

Atemnot wird von Patienten und Angehörigen als schlimmer eingestuft als selbst stärkste Schmerzen. Die durch Atemnot ausgelösten Angstzustände verstärken das subjektive Gefühl der Atemnot, was wieder noch mehr Angst auslöst, und so weiter.

Um den Teufelskreis "Atemnot" - Angst - Atemnot" zu durchbrechen, ist es oft notwenig, zwei Medikamente gleichzeitig zu geben: Morphin gegen Atemnot und Benzodiazepine gegen die Angst. Hier fängt das Problem an: In so gut wie allen medizinischen Lehrbüchern steht bis heute, dass diese Medikamente bei Patienten mit Atemproblemen nicht angewendet werden dürfen, da sie eventuell eine zum Tode führende Verringerung des Atemantriebs ("Atemdepression") auslösen könnten. 

Diese Fehlvorstellung ist wissenschaftlich längst widerlegt. Trotzdem haben viele Ärzte immer noch Angst davor, Morphin bei Atemnot einzusetzen. Bestehen Sie in jedem Fall darauf, dass eine Atemnot wirksam mit den richtigen Medikamenten behandelt wird. Patienten mit wiederkehrender Atemnot müssen diese Medikamente für den Notfall fertig zubereitet zu Hause vorrätig haben. Die Angehörigen müssen gegebenenfalls angeleitet werden, wie man diese Medikamente unter die Haut (subkutan) verabreicht, damit beim Auftreten von Atemnot keine unnötige Zeit bis zur Symptomlinderung verloren geht.

 

Akute Atemnot ist, noch mehr als Schmerzen, ein medizinischer Notfall, der sofortiges Handeln erfordert. 

 

Rasselatmung

Dieses Symptom auch "Todesrasseln" genannt, wird durch kleine Mengen Schleim hervorgerufen, die sich im Kehlkopf festsetzen, weil in der Sterbephase die Muskeln erschaffen und kein kraftvoller Hustenstoss  mehr möglich ist. Das daraus resultierende Geräusch kann mitunter sehr laut und belastend für die Angehörigen sein, ist aber in der Regel - das ist wichtig - kein Ausdruck von Atemnot oder Leiden des Sterbenden. Wichtig ist in jedem Fall die rechtzeitige Aufklärung der Angehörigen, um unnötige Ängste zu vermeiden. 

 

Sauerstoffgabe in der Sterbephase

Die Gabe von Sauerstoff über eine Nasenbrille hilft dem Sterbenden nicht. Denn die Verflachung der Atmung ist ein physiologisches Zeichen der Sterbephase und kein Zeichen der Atemnot. Damit dient die Sauerstoffgabe keinem vernünftigen Zweck, da es gar kein Symptom gibt, das es zu lindern gälte.

Die Gabe von Sauerstoff über die Nasenbrille trocknet die Mundschleimhäute aus, so dass dadurch tatsächlich ein qualvolles Durstgefühl entstehen kann, und zwar unabhängig von der Menge der zugeführten Flüssigkeit. Diese wiederum muss über die Niere ausgeschieden werden. Die Niere ist aber das Organ, das im Verlauf der Sterbephase mit als Erstes seine Funktion einschränkt, bzw. einstellt. Dadurch kann die zugeführte Flüssigkeit den Körper nicht mehr verlassen und wird in die Gewebe eingelagert, insbesondere auch in die Lunge. Dies führt zum Lungenöden und dadurch zu Atemnot. 

 

Quelle: "Über das Sterben" Buch von Gian Domenico Borasio, Inhaber des Lehrstuhl für Palliativmedizin an der Universität Lausanne (Schweiz)